„…keine abgedroschenen Phrasen skandieren…“

Die Stärken der Cohors I. Germanorum  zu beschreiben, ohne in Phrasen zu verfallen, ist schwierig.

Natürlich wollen auch wir:Tarragona 2006

  • „Geschichte erlebbar machen…“
  • „…aus der Vitrine ins Leben holen…“
  • „Lebendige Geschichte  in die Gegenwart bringen…“

aber das wollen auch alle anderen Darstellergruppen!

Was ist bei der Coh.I.Germ. anders?

Wir versuchen, eine „Rollenspielsituation“ weitestgehend zu vermeiden, da das schnell ins Bauerntheater abgleiten kann und für die Besucher mehr Show als Information bedeutet.

Vielmehr wollen wir mit unserer möglichst authentischen Ausrüstung Interesse beim Publikum wecken, um das historische Leben darzustellen und zu erklären, ohne in trockenes Vortragen zu verfallen.

Wir holen die Besucherinnen und Besucher mit Hilfe erleb- und begreifbarer  Display- bzw. Vorführungssituationen an seinem aktuellen Wissensstand ab und regen von diesem Punkt aus Gespräche und/oder interaktive Mitmach-Aktionen an. So reagieren wir als Coh. I Germanorum auf unser Gegenüber - vom interessierten „Fachpublikum“ bis zum “Geschichtsneuling“.

Wie kommen wir in diesen intensiven Kontakt zwischen Besucher und Akteur?

Die einzelnen Darstellungsbereiche unseres Lagers sind mit Mitgliedern besetzt, die sich intensiv mit mindestens einem, oftmals aber auch mit mehreren Fachgebieten befasst haben. Wir versuchen, dem Publikum ein möglichst umfassendes Bild der jeweils aktuellen Tätigkeit zu eröffnen und danach gegebenenfalls auf den nächstliegenden Bereich überzuleiten.

So wird zum Beispiel in der Schauküche während der Zubereitung eines Gerichtes auf die Quellenlage verwiesen, wir erklären die erforderlichen Zutaten, gehen auf Geräte und Werkzeuge ein und können ggf. am Ende der Zubereitung Interessierten eine Geschmacksprobe anbieten.

Im Militärbereich erklären unsere Auxilliare die Morphologie von Waffen und Rüstungen,  die vom Publikum anprobiert/in die Hand genommen werden können, um danach zum Lanista (Kampftrainer) überzuleiten. Dieser erklärt darauf aufbauend interaktiv den Gebrauch der Waffen und/oder Schilde anhand Freiwilliger aus dem Kreise der Zuschauer – alles gefahrlos und historisch fundiert.

Unser didaktisches Prinzip

Grundsätzlich verweisen wir immer darauf, dass wir nur unsere Interpretationen der Quellenlage präsentieren und alle Darstellungen als Rekonstruktionsvorschläge verstanden wissen wollen. Wir erheben nicht den Anspruch der letzten Wahrheit. Da sich die historische Forschung ständig weiterentwickelt, sind unsere Akteure in der Lage, bei schwierigen Fragen auf interne, aber bei Bedarf auch auf externe Fachleute zu verweisen, getreu dem Motto: “Lieber eine Frage weitergeben, als ein falsches Geschichtsbild zu festigen“.

Die intensive Arbeit mit und am Besucher der Veranstaltung ist unser vordringliches Anliegen. Bei unserer Recherchearbeit stehen persönliches Interesse an historischen Erkenntnissen und Korrektheit gleichberechtigt neben dem Anliegen, die Faszination von historischen Lebensbildern einem interessierten Publikum zu vermitteln. Dabei greifen wir auf die zum Teil  jahrzehntelange  Erfahrung unserer Mitglieder in der Darstellung und Vermittlung von Geschichte.

Unsere eigene Geschichte

Die Cohors I. Germanorum (gesprochen: Cohors Prima Germanorum) war die erste historische Darstellergruppe in Norddeutschland, die eine so genannte Auxiliartruppe in römischen Diensten als Vorbild wählte. 1993 gründete Dirk Steinhorst die Gruppe, die sich zunächst auf Veranstaltungen der Römercohorte Opladen anschloss. 1995 erhielten wir Verstärkung aus den Reihen der befreundeten "Interessengemeinschaft Lebendiges Frühes Mittelalter" in Hannover. Seitdem ist unsere Gruppe von etwa 12 auf 30 aktive Mitglieder gewachsen.

Wir haben reichlich Erfahrung mit Museumsdarstellung und Filmproduktionen. Wir haben bereits an Aufnahmen für den WDR, NDR, Pro7 und den britischen Channel 4 mitgewirkt. Ferner gehören Auftritte auf Messen und in Schulen zu unserem Programm.

Unsere Ausstattung militärisch und zivil

Die militärische Ausstattung der Cohors spiegelt die Zusammensetzung einer leichten Infanterietruppe des 1. Jahrhunderts n. Chr. und ihre verschiedenen Dienstgrade wider. Für uns ist interessant, dass sich bei einer Auxiliartruppe römische und "barbarische" Einflüsse vermischen. Wir recherchieren, wie sich die Ausstattung von Hilfstruppenmitgliedern zusammensetzt und fertigen diese möglichst detailgetreu selbst an bzw. lassen sie anfertigen. Natürlich wird hierbei immer der neueste Forschungsstand berücksichtigt.

Dabei ist der militärische Bereich nicht alles: Als Vicus bezeichneten die Römer das zivile Umfeld eines Militärlagers, das sich zwecks Versorgung der Soldaten ansiedelte und im Laufe der Zeit häufig den Charakter eines richtigen Dorfs annahm. Unsere Mitglieder decken zur Zeit die Glaskunst, die Lebensmittelversorgung, Spiele und Spielzeug und den Bereich Stoffe und Textilien ab. (Unter anderem gehört zu unserer Ausstattung ein nach gefundenen Unterlagen rekonstruierter Onager im Maßstab 1:3 für unser Kinderprogramm )

Wer kann mitmachen?

Die meisten Mitglieder kommen aus dem Großraum Hannover, aber geografische Nähe ist nicht zwingend erforderlich, um Mitglied zu werden. Auch sind Menschen jeden Alters willkommen, die ein historisches Handwerk der Antike ausüben möchten. Verstärkung für die Truppe ist besonders gefragt. Mobilität und die Bereitschaft, in eine historisch korrekte Ausstattung zu investieren, werden vorausgesetzt. Wer neugierig geworden ist, kann gerne mit uns Kontakt aufnehmen.